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Anreise nach Paraguay und Vorbereitungen
Samstag, 01.11.2025 – Ankunft in Asuncion und Choppfest 2025
Nach langen 11 Stunden Flug komme ich etwas übermüdet morgens um 07:45 Uhr in der Hauptstadt Paraguays, Asunción, an. Durch die Immigration bin ich schnell durch. Die wollen auch nicht meinen deutschen Reisepass sehen – denen reicht mein paraguayischer Personalausweis. Bis meine beiden Gepäckstücke dann ankommen, vergeht aber noch eine weitere Stunde. Dann nichts wie raus aus dem Flughafengebäude und rein ins nächste Taxi. Für 110.000 Guaraní fährt der mich direkt zum Terminal de Autobus. Am Schalter für Villarrica bekomme ich auch gleich eine Fahrkarte für 55.000 in dieselbige Stadt. Und schon 15 Minuten später sitze ich im Bus dorthin. Bis der jedoch die Großstadt Asunción hinter sich gelassen hat, vergehen weitere 2 Stunden.
In der Kleinstadt Mbocayatý kurz vor Villarrica, lasse ich mich absetzen. Denn von hier nach Independencia sind es nur 20 km. Eine halbe Stunde später steht mein Bekannter Thomas schon da und holt mich ab.
Heute Abend schauen wir uns das Großereignis Choppfest an. Thomas hat im Vorfeld schon Eintrittskarten besorgt. Das Choppfest ist dem Oktoberfest nachgestellt und wird von vielen tausend Leuten besucht. Leider ist das Wetter schlecht und es regnet immer wieder mal stark. In der großen überdachten Halle spielt eine Blaskapelle mit “Quetschkommode” auf der Bühne deutsche Musik, während draußen auf dem Sportplatz eine riesige Bühne aufgebaut ist. Davor scharen sich tausende junge Paraguayer zu internationaler und paraguayischer Rock- und Popmusik. Zu essen gibt es Eisbein und Bratwürste vom hiesigen Metzger “Willy”. Getrunken wird fast ausnahmslos Bier. Dieses Jahr der Marke Pilsen, im Jahr davor noch Munich. Die 16.000 Besucher haben 40.000 Liter Bier “vernichtet” – 40.001, meinen Liter eingerechnet. Hier kann man sich die Maß Bier für knapp 3 Euro noch gut leisten.
Sonntag, 02.11.2025 – Ruhetag
In meiner Unterkunft, 5 km Luftlinie entfernt vom Festtreiben höre ich die ganze Nacht noch Lifemusik, so laut ist die. Erst morgens um 8 Uhr scheint Schluß zu sein. Den Tag verbringe ich gechillt mit meiner Auswandererfamilie.
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Montag, 03.11.2025 - Wiedersehen mit der Yamaha XTZ 250
Früh um sieben lasse ich mich von Thomas, dessen Sohn zur Deutschen Schule gebracht wird, bei Harry absetzen. Also dort, wo sich mein Moped (hoffentlich) noch unberührt befindet. Und tatsächlich steht es an Ort und Stelle in seinem Schuppen. Genau da, wo ich es vor 8 Monaten zurückgelassen habe. Auch all mein hiergelassenes Gepäck ist noch da. Nur den Motorradschlüssel finden wir nicht, obwohl ich mir 100% sicher bin, ihn hiergelassen zu haben. Aber selbst nach langem Suchen bleibt er unauffindbar. Also muss erstmal der Zweitschlüssel her, den ich am Moped versteckt untergebracht habe.
Einen Teil des Gepäcks, das ich nicht brauche, lasse ich bei Harry zurück. Dazu zählt auch meine Campingausrüstung. Denn die habe ich in den vergangenen drei Jahren nicht ein einziges Mal gebraucht.
Untergekommen bin ich wie voriges Jahr in Melgarejo in einem Apartment von Wilfrido. Er arbeitet bei der Municipalidad (Bürgermeisteramt) hier. Das Apartment hat zwei Zimmer und kostet 10 Euro pro Tag. Leider ist es direkt an der lauten Hauptstraße.
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Mittwoch, 05.11.2025 - Montagetag
Regentag = Ruhetag. Das Wetter ist kühl und regnerisch. Da bleibt man tagsüber mal zu Hause. Das gibt mir die Gelegenheit, die mitgebrachten, neuen Satteltaschen an der Yamaha zu montieren. Dazu muss temporär der Ersatzkanister wieder ab- und angebracht werden. Auch der neue, mitgebrachte Navihalter wird angeschraubt sowie das neue USB-Ladegerät verlegt.
Am Nachmittag fahre ich nach Planta Urbana hoch, um mich mit Harry auf eine Flasche Weißwein zu treffen. Nachts bei der Rückfahrt höre ich ein kurzes, komisches, schleifendes Geräusch, das schnell wieder weg ist. Bei der Ankunft dann das böse Erwachen: den Ersatzkanister habe ich wohl doch nicht richtig angeschraubt und gerade eben verloren. Ich fahre natürlich sofort zurück, um nach dem Kanister zu suchen. Aber den hat wohl schon ein vorbeifahrendes Auto gesehen und mitgenommen – wieder mal 40 Euro verloren. Schlimmer noch als die 40 Euro ist die Tatsache, dass ich den vor 2 Jahren schon mal in den argentinischen Anden verloren habe und ihn nur in der Hauptstadt Asunción bekomme.
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Sonntag, 09.11.2025 - Ciudad del Este
Ich muss dringend nach Foz do Iguaçu in Brasilien fahren zum Yamaha-Händler. Denn ich brauche einen neuen Kettensatz mit möglichst größerem, vorderem Ritzel, ein Topcase und vor allem einen neuen Ersatzschlüssel. Denn der Originale ist bis heute nicht aufgetaucht.
Also starte ich heute früh um sieben Uhr und fahre die 220 km bis zur Grenzstadt in Paraguay, Ciudad del Este. Dort habe ich mir, wie immer, ein Zimmer im Hotel Austria reserviert. Das gehört der Tirolerin Renate. Sie ist Paraguayerin, aber ihre Vorfahren stammen aus Österreich.
Von Montag bis Samstag herrscht in CDE reges Einkaufstreiben, denn die Stadt ist eine zollfreie Zone. Hier kann man wirklich alles kaufen, von teurer Markenware bis zur billigen Imitation. Viele Brasilianer nutzen den kleinen Grenzverkehr ohne Immigration zum Einkaufen und fahren über die notorisch überlastete Brücke des Río Paraná. Nur sonntags, also heute, wirkt CDE wie eine Geisterstadt, alle Läden sind zu. Ein paar große Kaufhäuser jedoch haben auch heute offen, und so kann ich mich mit T-Shirts und ein paar Elektronikartikeln versorgen.
Und weil heute keine Brasilianer kommen, hat auch im Hotel Austria das Restaurant geschlossen. Sehr schade, denn Eisbein mit Sauerkraut hätte ich mir schon gerne gegönnt. Also bleibt halt ein chinesisches Restaurant in der Innenstadt die Alternative.
Am Abend muss ich jedoch das mit der Geisterstadt revidieren. Denn heute waren hier in der Stadt Wahlen. Anscheinend haben die richtigen Kandidaten gewonnen. Denn ab 19 Uhr wird die Innenstadt zur Partyzone umgewandelt. Schnell wird am großen Kreisverkehr alles dicht gemacht und eine Bühne aufgebaut. Gefühlt an jeder Straßenecke dröhnt überlaute paraguayische Musik aus den überdimensional großen Lautsprechern vieler aufgeklappter Kofferraumdeckel der Autos. Und wenn die Paraguayer feiern, dann richtig (laut). Da haut es dir fast das Trommelfell weg. Das Bier läuft in Strömen, die Tankstellen werden zur Biertankstelle umgewandelt und alle haben Spaß. Böller und ein großes Feuerwerk läuten wohl jetzt nicht nur den Wahlsieg (welcher Partei?) ein, sondern sind wohl schon Vorboten auf das, was einen am Jahresende hier erwartet.
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Montag, 10.11.2025 - zum Yamaha-Händler in Foz do Iguaçu
Frühstück gibt es im Austria ab 6 Uhr, für mich um 7 Uhr. Denn um 8 Uhr öffnet der Yamaha-Händler im nahegelegenen Foz do Iguaçu in Brasilien. Rüber komme ich auch über die überlastete 3-spurige Brücke. Immigration gibt es weder in Paraguay noch in Brasilien. Da fährst du einfach über die Grenze, ohne dass jemand etwas will. Will man jedoch länger und weiter rein nach Brasilien, so muss man selbst das Immigrationsbüro aufsuchen.
Mein Yamaha-Disponent Rafael wartet schon auf mich. Er ist der Nachfolger von Rudies, der seinen Job hier aufgegeben hat. Aber auch Rafael kennt sich gut aus und spricht gutes Englisch, denn Portugiesisch kann ich keine 10 Worte.
Meinen Kettensatz haben sie da, aber leider, leider sehr kein größeres Ritzel vorne bzw. kleineres hinten, sodass die Karre etwas schneller laufen würde – das trübt gleich meine Stimmung. Ein Topcase passend zu meiner XTZ haben sie jedoch da. Ich nehme die Kunststoffvariante, denn das aus Metall kostet 500,- Euro (Kunststoff 220,-). Auch die Bremsbeläge hinten lasse ich wechseln, denn die sind runter. Bleibt nur noch mein Ersatzschlüssel. Einen Originalen von Yamaha haben sie nicht, aber um die Ecke ist ein Schlüsseldienst, der die nachmachen kann, sagt Rafael. Als Rohling hat der jedoch nur einen Suzuki-Schlüssel. Nach einer halben Stunde Arbeit hat der Brasilianer vom Schlüsseldienst ihn jedoch so weit, dass er einigermaßen passt, aber immer wieder mal hakelt – Kostenpunkt: 55 Real (10 Euro).
Nach einem Abstecher beim Itaipú-Wasserkraftwerk zwinge ich die Yamaha wieder über das Nadelöhr der Paraná-Brücke zurück nach Paraguay. Dort mache ich noch einen schnellen Stopp an einem Zubehörladen und kaufe noch 2 Ölfilter für 2,50 Euro pro Stück.
Ich muss mich beeilen, denn es ist schon Mittagszeit und 110 km weiter an der Autobahn liegt die Churrasquería Alff in der Stadt Doctor Juan Eulogio Estigarribia. Die bieten sehr gutes Buffet zu Mittag an. Beim Verlassen des Lokals spricht mich der ältere Besitzer auf Deutsch an. Er heißt wie das Lokal mit Nachnamen Alff. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass seine Mutter eine gebürtige Schmidt ist – so klein ist die Welt!
Am frühen Abend bin ich dann wieder zurück in Melgarejo.
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Sonntag, 16.11.2025 - auf nach Asunción (km 40790)
Da das Wetter für den Spätnachmittag nichts Gutes voraussagt (Unwetter), mache ich mich schon am Vormittag auf die Fahrt in die Hauptstadt Asunción. Denn dort will ich morgen früh noch den verlorenen Ersatzkanister bei Cycle Shop nachkaufen. In Caacupé gleich an der Autobahnausfahrt liegt eine sehr gute Churrascaria mit hervorragendem Buffet. Um die Mittagszeit am heutigen Sonntag ist da natürlich Hochbetrieb, sodass das Essen vom Auffassen auf den Teller bis zur Waage an der Kasse fast schon wieder kalt ist. Schmecken tut's trotzdem gut.
Und wenn ich schon mal hier bin, mache ich gleich nach dem Mittag einen Abstecher zu einer weiteren Auswandererfamilie aus Schwäbisch Hall. Die wohnen nur 25 km von Caacupé entfernt. Allzu lange kann ich jedoch nicht bleiben, denn das Unwetter kündigt sich schon an. Erwischt hat es mich dann in San Bernardino, 60 km von Asunción entfernt. Der Himmel wird immer dunkler, bis es fast Nacht ist. Gleichermaßen nimmt der Wind immer mehr zu, bis er in Orkanböen bläst. Ich schaffe es gerade noch so in eine Tankstelle mit Kiosk rein. Und schon öffnet der nicht mehr sichtbare Himmel die Schleusen und der Regen strömt eimerweise in Massen herunter. Selten habe ich so viel Wasser von oben kommen sehen.
Nach einer Stunde wird es wieder leicht heller und der Regen lässt nach. Also ziehe ich meine Regenklamotten an, schwinge mich aufs Moped und fahre im zäh fließenden Verkehr über teilweise überflutete Straßen in weiteren 1,5 Stunden bis in die Innenstadt von Asunción. Einigermaßen trocken komme ich dann doch in meinem Hotel "Portal del Sol" an.
Die haben abends immer Buffet für 50.000 Guaraní (ca. 6,50 Euro). Und tatsächlich sehe ich ein bekanntes Gesicht an einem Tisch sitzen. Es ist der Bayer Ludwig. Der ist auch jedes Jahr einige Monate in Paraguay und öfters auch in Asunción. Mit ihm am Tisch sitzen die beiden deutschen Frauen Christine sowie ihre Tochter Nicole aus Ulm. Last but not least ein Holländer. Die beiden Frauen haben jetzt auch zu Hause alles verkauft und wie so viele hier Deutschland den Rücken gekehrt. So weit bin ich noch nicht wie die.
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Montag, 17.11.2025 - erste größere Etappe nach Fernheim (km 41259)
Heute muss ich früh raus zum Frühstück, denn meine Etappe bis Fernheim sind fast 500 km. Beim Frühstück treffe ich nochmals Christine und Nicole. Bevor ich jedoch aus der Stadt rausfahre, halte ich noch 3 km weiter am Cycle Shop. Das ist ein Motorradzubehörladen, bei welchem ich heute zum 3. Mal denselben Ersatzkanister kaufen muss. Denn der erste ging in den argentinischen Anden auf der Ruta 40 verloren und der zweite vorige Woche auf einer Nachtfahrt. Der dritte wird jetzt nicht nur ordnungsgemäß angeschraubt, sondern noch zusätzlich mit einem Gurt gesichert – nochmals will ich nicht einen kaufen müssen.
Bis ich jedoch die Stadt über die neue Brücke über den Río Paraguay verlassen habe und auf dem richtigen Highway P09 bin, ist es fast 11 Uhr. Ab jetzt kann ich mich (fast) nicht mehr verfahren. Denn die Straße führt 450 km weit ständig schnurgeradeaus Richtung Nordwesten in den paraguayischen Chaco (El Gran Chaco).
In drei (Tank-)Etappen von je ca. 150 Kilometern erreiche ich die Kolonie Fernheim dann am Spätnachmittag gegen 17 Uhr. Und mit dem Hotel Safari habe ich eine günstige Unterkunft für 180.000 Guaraní gefunden. Zu Abend isst man hier am besten im nahegelegenen Hotel Florida. Die haben das beste, aber auch teuerste Angebot, manchmal auf Buffet, heute leider nicht.
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Dienstag, 18.11.2025 - weiter nach Villamontes in Bolivien (km 41705)
Hier im Safari Hotel in Fernheim gibt es das Frühstück tatsächlich schon ab 6 Uhr morgens. Die Mennoniten sind halt doch Frühaufsteher. Das kommt mir natürlich entgegen, denn ich habe heute eine 450 km Etappe mit Grenzübertritt nach Bolivien vor mir. Das Frühstück ist deftig und sollte den Tag über halten, denn ich weiß noch nicht, was es unterwegs gibt. 06:45 Uhr fahre ich die bepackte Yamaha dann stadtauswärts. An der Tankstelle wird nochmals vollgetankt und ein Zweitaktmotorenöl gekauft. Das brauche ich zum Ketten schmieren.
Punkt 7 Uhr lenke ich die XTZ auf den Highway PY09 Richtung Nordwesten nach Mariscal, die letzte Enklave in Paraguay vor der bolivianischen Grenze. Die 80 km bis dahin sind dann auch in einer Stunde abgefahren. Auch hier mache ich noch einen Tankstopp und lasse auch meine beiden Ersatzkanister füllen. Denn die Benzinknappheit in Bolivien besteht wohl immer noch. Weitere 120 km weiter kommt man dann an die letzte Kreuzung in Paraguay. Hier muss man den Abzweig nach links, also nach Westen nehmen. Weiter geradeaus geht es auch nach Bolivien, allerdings auf einem Erdweg. Auch hier nutze ich nochmals die Tankstelle zum Befüllen aus.
Weitere 110 km westlich von hier kommt dann endlich die Grenze zu Bolivien. Mittlerweile ist es mit weit über 30 Grad schon drückend heiß. 200 Meter vor der Grenze haben die Paraguayer nochmals eine Tankstelle platziert. Und auch die nutze ich aus, um den Tank nochmals eben voll zu machen. Auch meine beiden 2-Liter-PET-Flaschen werden noch mit Benzin gefüllt. Damit habe ich jetzt 25 Liter an Bord, was mich 600 km weit bringen sollte.
An dem überdimensional großen, futuristischen Grenzgebäude nach Bolivien ist nichts los. Es stehen zwar sehr viele LKW zur Abfertigung herum, aber das juckt mich als Motorradfahrer nicht. Denn ich werde separat abgefertigt. Die Immigration und der Zoll beider Länder, Paraguay und Bolivien, befinden sich im selben Gebäude. Man bekommt zuerst einen Laufzettel, den man "abarbeiten" muss: Immigration Paraguay --> Immigration Bolivien --> Zoll Paraguay --> Zoll Bolivien. Irgendwann bin ich dann doch durch. Denn der Zoll für Bolivien will ein Onlineformular ausgefüllt bekommen, was etwas Aufwand bedeutet. Am Ausgang des Grenzgeländes 2 km weiter gibt man dann den abgestempelten Laufzettel ab, die Schranke wird geöffnet und ich bin wieder mal in Bolivien.
Ab jetzt muss ich "piano" fahren, um Sprit zu sparen, denn ich weiß nicht, ob und wo man mir hier Benzin verkauft. Im vorigen Jahr war es ganz schwierig. Also fahre ich nur noch 90-95 km/h untertourig im 5. Gang weiter in der Gluthitze die 125 km bis zur Kleinstadt Villamontes am Fuße der Anden. Die Stadt kenne ich bestens aus zwei vorigen Besuchen. Und so lande ich auch diesmal wieder im Eco Hotel, meiner bevorzugten Bleibe hier. Das ist ein wirklich cooles Hotel inmitten eines großen, grünen Gartens mit einem kleinen Pool - sehr gechillt.
Gleich nach dem Einchecken und der Versorgung der Yamaha mache ich mich auf zur Tankstelle dort. In PET-Flaschen wollen die mir jedoch kein Benzin verkaufen, wenn ich jedoch mit dem Moped komme, kann ich welches direkt in den Tank bekommen, wird mir gesagt. Allerdings zu erhöhten Preisen. Die Bolivianer bezahlen 3500 Bolivianos pro Liter (ca. 45 Cent) und die Ausländer stolze 8000 (1 Euro). Aber auch das ist mir egal, wenn ich nur welches bekomme.
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Mittwoch, 19.11.2025 - von Villamontes nach Santa Cruz de la Sierra (km 42153)
Tatsächlich gibt es hier im Eco Hotel schon um 7:00 Uhr das Frühstück. Das nutze ich aus, packe alles zusammen und sattle die Yamaha auf. Um 07:30 Uhr verlasse ich dann dieses ach so schöne Hotel. Am großen Kreisel im Ort nehme ich die Ausfahrt nach Norden. Das Wetter ist sonnig bei 20 Grad, also ideale Bedingungen zum Motorradfahren. Wären da nicht die teils schlechten Straßenverhältnisse. Immer wieder tun sich große Schlaglöcher auf und vor allem sehr tiefe Spurrillen. Die Strecke führt heute fast immer schnurgerade Richtung Norden und fast immer am schönen Panorama der Anden entlang. Die Ausläufer der ersten Berge hier sind schätzungsweise maximal 2000 Meter hoch, doch ausnahmslos grün bewaldet. Von weitem könnte man meinen, jemand hat einen grünen Teppich über die Berge gelegt. Durch den vielen Regen der letzten Wochen ist auch hier vor den Cordilleras (so heißen die Ausläufer der Anden hier) alles saftig grün bewachsen. Und wenn die Straße dann doch mal etwas in den Bergen verläuft, dann erinnert mich diese tolle Landschaft hier so etwas an Laos.
Nach exakt 100 Kilometern erreiche ich den Abzweig in der Kleinstadt Boyuibe. Dort heißt es, den linken Strang zu nehmen und weiterhin auf der Ruta 9 zu bleiben, nicht die 36 zu nehmen. So jedenfalls sagte mir Rudy Weise. Rudy ist einer der Administratoren der WhatsApp-Gruppe "Bolivian Riders", deren Mitglied ich seit drei Jahren bin. Ihn habe ich schon vorige Woche kontaktiert wegen der Situation mit dem Verkauf von Benzin an Ausländer. Noch vor einem Jahr war es wegen des Treibstoffmangels praktisch verboten, Sprit an Ausländer zu verkaufen. Deshalb habe ich auch dieses Jahr wieder zwei Ersatzkanister dabei und selbst noch zwei 2-Liter-PET-Flaschen an der Grenze zu Bolivien mit "Gasolina" füllen lassen. Glücklicherweise besteht das Problem nun nicht mehr. Benzin ist wohl wieder genügend da und wird auch mir an einer Tankstelle in Camiri verkauft. Allerdings bezahlen die Einheimischen 3,5 Bolivianos pro Liter (40 Cent), während die Ausländer 8 Bolivianos bezahlen müssen (1 Euro) – immer noch deutlich weniger als zu Hause!
Ein Stück weiter im Norden kommt man in den Ort Ipati. Dort könnte man den Abzweig auf die Ruta 6 in die Berge nach Sucre nehmen, was ich ursprünglich geplant hatte. Aber ich will mich ja heute Abend mit Rudy in Santa Cruz treffen.
Gegen Mittag erreiche ich den Ort Ipita. Der Hunger lenkt die Yamaha eigenmächtig vom Highway herunter. Und tatsächlich ist mitten im Ort eine kleine "Fressbude". Man verkauft mir Reis mit Linsen und Fleisch. Dazu einen großen Becher Noname-Cola. Schmeckt richtig gut. Mit mir am Tisch sitzt eine bolivianische Familie. Die haben mit ihrem kleinen Viehtransporter auch hier angehalten. Mit dem Mann komme ich schnell ins Gespräch, denn er ist, wie alle hier, sehr an mir und meinem Motorrad interessiert. Lange kann ich mich nicht aufhalten, denn ich habe noch 3 Stunden Fahrt vor mir.
Die ersten zwei davon verlaufen "tranquillo" auf der Schnellstraße. Ab dem Stadtrand von Santa Cruz gerät der Verkehr ins Stocken und in der Stadt ist er chaotisch. Aber ich muss da rein, denn dort befindet sich "mein" Gaman Hotel (hat mir Rudy empfohlen). Die Straßen sind schlecht und gefühlt fährt hier jeder so, wie er will – also muss ich mich anpassen. Irgendwann hat das Navi dann doch das Gaman gefunden und ich kann einchecken. Schönes, sauberes, kleines Hotel mit einem Pool für 24,- Euro.
Auch Rudy hat mir schon geschrieben. Er trifft sich heute zum Abendessen mit seiner Motorradgruppe etwas außerhalb der Stadt – ob ich mit will?
Natürlich will ich mit, auch wenn ich heute schon echt genug gefahren bin. Bis zum Treffpunkt am Parkplatz des Hypermarktes muss ich mich nochmals eine Dreiviertelstunde durch den Stadtverkehr quälen, denn er hat mir zunächst versehentlich den falschen Standort geschickt. Mit der etwa 15-köpfigen Gruppe fahren wir ins 25 km entfernte Porongo. Das ist ein kleiner, touristischer Ort mit einigen Bars und Kneipen. An einer Pizzeria halten wir an. Die Jungs hier sind echt freundlich und zuvorkommend, denn die haben mich tatsächlich zum Essen eingeladen – toll!
Auch hole ich mir von denen Tipps über die Straßen hier und meine weitere Planung ein.
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Donnerstag, 20.11.2025 - Santa Cruz de la Sierra
Nach vier Fahrtagen am Stück habe ich mir heute einen Ruhetag verordnet. Das bedeutet für mich, Aufstehen erst um 8 Uhr und dann gemütlich das Frühstück einnehmen. Anschließend mache ich es mir im Garten des Hotels gemütlich und bringe meine Internetseite mal wieder auf Vordermann.
Gegen 11 Uhr nehme ich mir dann die Innenstadt von Santa Cruz vor.
"Santa Cruz de la Sierra ist die bevölkerungsreichste Stadt Boliviens und ihr wichtigstes Handels- und Wirtschaftszentrum im Südosten des Landes. Die moderne Metropole besticht durch eine reiche Kultur und landschaftliche Schönheit, die sich durch ihre konzentrische Ringarchitektur und ihr tropisches Flair auszeichnet. Die Stadt verfügt über eine vielfältige Wirtschaft mit Agrarwirtschaft, Bergbau, Erdöl- und Erdgasförderung sowie Viehzucht und ist ein bedeutendes Finanzzentrum."
So jedenfalls kann man es aus dem spanischen Internet erfahren. Das mit dem tropischen Flair kann ich durchaus teilen, denn heute ist es mit über 30 Grad schon drückend heiß. An die Tropen erinnern auch die vielen Palmen am Wegesrand und in den Parks. Ansonsten macht die Stadt einen eher ungepflegten Eindruck. Viele der alten Kolonialgebäude der Spanier sind am Verfallen oder erst gar nicht mehr wiederzuerkennen. Die Stadt wurde 1561 vom spanischen Eroberer Ñuflo de Chávez ca. 200 km östlich des heutigen Ortes gegründet.
Inmitten des Zentrums liegt der "Plaza Metropolitana 24 de Septiembre" und gleich daneben die wichtigste Kirche der Stadt, die Cathedral Basilica of St. Lawrence. Dieser Stadtkern wurde schön saniert und sieht toll aus. Begibt man sich allerdings nur eine Straße weiter, so hat man den Verfall wieder direkt vor Augen.
Auf einen der Türme der Basilika kann man für 3 BOB die engen Wendeltreppen hochsteigen. Die Aussicht von oben über die Stadt lohnt den Aufstieg allemal, kann man am Horizont ja schon die Anden erkennen.
Das war's dann auch für mich von Santa Cruz, denn den Nachmittag verbringe ich am Hotelpool. Morgen stehen wieder 450 stressige Kilometer nach Cochabamba an.
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Freitag, 21.11.2025 - Horrorfahrt nach Cochabamba (km 42792)
Heute steht mit 450 km eine weitere große Etappe bevor. Ziel ist die Großstadt Cochabamba in den Bergen. Damit ich entspannt ankomme, verzichte ich auf das Frühstück und fahre schon um 6 Uhr gleich nach Sonnenaufgang los. Außerdem sind um diese Zeit die Straßen noch recht leer.
Das Navi lotst mich auch zügig aus der Innenstadt auf die Schnellstraße nach Norden, dort, wo die vielen Tankstellen sind.
Jetzt nur noch schnell tanken und raus aus Santa Cruz.
Aber die erste Tanke will mir keinen Sprit verkaufen. Ich brauche einen PIN, sagt man mir. Aber woher ich den bekomme, weiß ich nicht.
Bei der 2. und 3. Tankstelle dasselbe Lied. Auf einmal merke ich, dass mir mein Tankrucksack fehlt! Scheiße, wo ist der nur? Bestimmt an der 1. Tankstelle. Da habe ich ihn abgenommen. Also wieder 15 km zurück in die Stadt. Ich habe Glück, der freundliche, junge Tankwart hat ihn zur Seite gelegt und gibt ihn mir wieder.
Weniger Glück habe ich bei weiteren 5 Tankstellen – kein Benzin für "extranjeros" (Ausländer). Da hilft es auch nicht, dass ich nicht bei den Tankwärten bettle, sondern gleich in die Administration zum Chef gehe.
Letzte Möglichkeit für mich ist der Telefonjoker: ich schreibe eine WhatsApp an Rudy Weise. Er antwortet mir auch prompt: ich soll es bei Biopetrol versuchen, den Standort schickt er mir. 3 km weiter biege ich in die Tanke ein und … die verkaufen mir tatsächlich Benzin. Nur rein damit in den Tank, bis er überläuft. Wer weiß schon, wann es Neues gibt?
50 km nördlich von Santa Cruz biege ich Richtung Westen auf die Ruta 4 ab. Die führt direkt nach Cochabamba. Nach weiteren 100 km halte ich wieder an jeder der wenigen Tankstellen und frage nach Gasolina. Überall hunderte Meter lange "cola" (Schlangen) vor den Zapfsäulen und kein Benzin für Ausländer!
Entnervt gehe ich erstmal Mittagessen am Straßenrand und überlege ernsthaft, wieder umzukehren und stattdessen nach Brasilien zu fahren. Mein Telefonjoker Rudy gibt mir den Tipp, privat Benzin zu kaufen. Denn die stehen immer wieder am Straßenrand und verkaufen das Zeug flaschenweise. Ein paar Kilometer später habe ich Glück. Für 7 BOB pro Liter kaufe ich eine 3-Liter-Colaflasche und eine 2-Liter.
100 km später muss ich stolze 20 BOB bezahlen (2,20 €). Aber was soll's. Ich will nicht stehenbleiben.
Wieder 50 km weiter beginnt sich die rechte Standspur des Highways kilometerlang mit LKWs zu stauen. Der Stau wird immer dichter und ich muss mich um die Trucks herumschlängeln, um vorwärts zu kommen. Ab und an auch über den Grünstreifen und die Botanik. Nach etwa 5 km kommt der Grund für den Stau: die Straße wurde von irgendwelchen Demonstranten beiderseits einer Brücke gesperrt. Mopeds lassen sie glücklicherweise durch, allerdings muss die Karre ausgemacht und über die Brücke geschoben werden. Mich als Ausländer lassen sie durch.
Am anderen Ende der Brücke dasselbe Lied: Stau, so weit das Auge reicht. Und wieder muss ich mich um viele LKWs winden und über die Prärie fahren. Das Ganze hat mich locker eine Stunde Zeit gekostet.
Es ist schon 14 Uhr und ich habe noch 225 km vor mir. Außerdem führt die Fahrt jetzt in die Berge. Unaufhörlich geht es bergauf. Die Straße ist mal in Top-Verfassung, mal extrem schlecht, holprig und löchrig.
Zweimal muss ich anhalten, um mich wärmer anzuziehen. Manchmal nieselt es leicht. In einem unbeleuchteten Tunnel ohne Markierungen wäre ich beinahe an die Wand gefahren.
Als ich dann endlich nach 13 langen, aufreibenden Stunden in Cochabamba einfahre, ist es bereits dunkel, und ein Hotel habe ich auch noch keines.
Das Hotel Monserrat nimmt mich auf für 20 Euro. Die haben auch eine Tiefgarage. Und das Beste ist: Der Bruder des Rezeptionisten meines Hotels kann mir 10 Liter Benzin besorgen. Denn meine Bemühungen an den Tankstellen stadteinwärts waren natürlich erfolglos. Als ich gleich nach dem Abendessen zurück im Hotel bin, stehen schon 4 PET-Flaschen mit 10 Litern vor der XTZ – SUPER!!!
Aber jetzt ist genug für heute. Ich bin platt, fix und fertig, kaputt, halbtot. Aber ohne ein Feierabendbier geht's nicht ins Bett!
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Samstag, 22.11.2025 - weiter nach La Paz (km 43169)
Der Portier meines Monserrat-Hotels hat mir gestern Abend schon gesagt, dass an der Straße zwischen Cochabamba und Oruro tagsüber gearbeitet wird und diese nur zwischen 11 und 13 Uhr für den Verkehr geöffnet ist. Das haben mir meine Bolivian Riders über WhatsApp bestätigt. Ich muss meine Fahrt also genau planen, sodass ich an diesem Zeitfenster an der 63 km von Cochabamba gelegenen Baustelle eintreffe. Auf das Frühstück im Hotel, das es ab 7:30 Uhr gibt, will ich jedoch keinesfalls verzichten. Denn das Buffet stellt sich als sehr reichhaltig und vielfältig heraus – da fehlt es an nichts.
Die Yamaha habe ich schon vor dem Frühstück bepackt, sodass ich kurz vor 8 Uhr wegkomme. Zunächst fahre ich jedoch noch einen kleinen Aussichtspunkt in der Stadtmitte an, um mir mal einen Überblick über die Stadt zu verschaffen und ein paar Bilder zu schießen. Denn gesehen habe ich von Cochabamba nicht viel.
Bis ich endlich die Stadt und den Verkehr hinter mir gelassen habe, vergeht eine Stunde und 20 km Fahrt. Cochabamba selbst liegt auf etwa 2500 Metern Höhe. Aber schon wenige Kilometer nach der Stadt führt die meist vierspurige Autobahn immer stetig bergauf. Mit jedem Kilometer wird es höher und die Luft dünner. Bald muss ich wieder anhalten und mich wärmer anziehen.
Nach knapp 60 km erreiche ich dann das Ende des Staus vor der Baustelle. Kilometerlang staut sich die LKW-Kolonne. An denen fahre ich vorbei bis ganz nach vorne, wo Bauarbeiter die Straße gesperrt haben – ich habe Glück, denn Motorräder lassen sie durch. Die können sich wohl an der Baustelle vorbeischmuggeln. Zwei Kilometer weiter muss ich kurz anhalten, weil ein Radlader einen Muldenkipper befüllt, ansonsten keine Wartezeiten. Das ist gut für mich, denn erstens spare ich mir die Wartezeit und zweitens habe ich ab jetzt null Verkehr. Dafür wird es immer frischer und windiger. Die Straße führt weiterhin unaufhörlich in weiten Kurven bergauf, Serpentinen gibt es hier nicht. Der Anstieg gleicht eher einer riesigen Rampe.
Nach einer weiteren Stunde erreiche ich die erste Passhöhe mit 4102 Metern in Sayari. Und eine halbe Stunde später dann den zweiten Pass namens "La Cumbre". Der ist sogar 4486 Meter hoch. Ich bekomme fast Schnappatmung von der sehr dünnen Luft hier.
Um die Mittagszeit taucht dann die Kreuzung mit dem Abzweig nach Oruro und La Paz auf. Eigentlich wollte ich nach dem gestrigen Tag nur eine kurze Etappe bis Oruro machen, aber es ist noch 7 Stunden hell und bis zur Hauptstadt La Paz sind es nur noch 220 km. Also schnell was zu Essen ab Straßenrand einwerfen. Und weitere 4 Liter Benzin konnte ich auch noch aufgabeln. Mensch und Maschine aufgetankt: weiter geht's nach La Paz. Ab hier führt der Highway nur noch geradeaus und nicht mehr aufwärts, denn die Gegend hier ist ein riesiges Hochplateau.
Kurz vor La Paz kann ich nochmals 5 Liter Benzin von Privat kaufen und muss nicht in La Paz nach Benzin suchen. Im Außenbezirk der Hauptstadt wird die Autobahn gerade saniert und ist komplett gesperrt. Eine Umleitung ist natürlich nicht angeschrieben. Also fahre ich einfach den anderen Fahrzeugen hinterher über unbefestigte Schotterpisten der Vororte. 5 km weiter ist der Spuk dann vorbei und ich habe wieder festen Asphalt unter den Rädern. Aber leider fängt es zu regnen an. Im Vorort El Alto stelle ich die Karre vor einem Schnellimbiss ab und setze mich ins Trockene. Das gibt mir die Zeit, nach einem Hotel zu suchen.
Eine Dreiviertelstunde später lässt der Regen nach und ich fahre dem Navi hinterher ins Stadtzentrum. Dass das aber in einem 300 Meter tiefer liegenden Tal liegt und mir das Navi den kürzesten Weg und nicht den besten anzeigt, kann ich nicht wissen. Denn die nassen Straßen führen extrem steil den Berg hinab. Da kannst du nur im Schritttempo fahren, sonst rutscht die Karre ab.
Heute ist Samstag und jetzt Feierabendverkehr, außerdem viele Märkte auf den Straßen. Die sind total verstopft mit umtriebigen Menschen und Fahrzeugen. Einerseits musst du aufpassen, niemanden zu überfahren, andererseits darfst du keine Lücke lassen, in die andere Verkehrsteilnehmer stoßen können, denn sonst kommst du nie ans Ziel. Der "Straßenkampf" bis zu meinem Hotel dauert locker eine halbe Stunde. Gewonnen habe ich, denn ich komme unversehrt an. Leider ist das Hotel ausgebucht. Aber in der Straße gibt es weitere, die ich abklappern muss. Die haben aber fast alle keinen Parkplatz. Den finde ich auch in "meiner" Straße in Form einer Tiefgarage. Mein Hotel heißt "Diamante Azul" und ist mit 19 Euro nicht mal teuer.
Die für heute geplante stressfreie Fahrt hat dann zwar nicht 13 Stunden gedauert wie gestern, aber doch deren 11! Ähnlich wie gestern bin ich wieder etwas platt und genervt vom stressigen Stadtverkehr. Das Regenwetter tut sein Übriges dazu.
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Sonntag, 23.11.2025 - La Paz (der Friede)
Die enorme Höhe von teils über 4000 Metern hat mir schon gestern zugesetzt. Und La Paz liegt auch auf 3650 Metern Höhe. Heute Nacht habe ich wenig und schlecht geschlafen. Außerdem habe ich leichte Kopfschmerzen wegen der Höhe. In Nepal hat man mir damals gesagt, man soll mindestens 4 Liter trinken am Tag. Wenigstens scheint die Sonne wieder am Morgen.
Heute will ich mir die Hauptstadt des Friedens anschauen.
"La Paz, offiziell Nuestra Señora de La Paz, ist Regierungssitz Boliviens und Hauptstadt des Departamento La Paz. Sie dient als faktische Hauptstadt und beherbergt Exekutive, Legislative und Wahlbehörde. Die Plaza Murillo, der Hauptplatz der Stadt, liegt auf einer Höhe von etwa 3.636 Metern über dem Meeresspiegel. Die Stadt ist die höchstgelegene Metropole der Welt und hat 750.000 Einwohner. Sie wurde am 20. Oktober 1548 vom spanischen Konquistador Alonso de Mendoza in einem Tal gegründet, das verschiedenen indigenen Völkern bereits als Chuquiago Marka bekannt war." (Wikipedia).
Den besten Überblick über die Stadt bekommt man von der Drahtseilbahn aus. Denn es gibt mehrere Linien. Vermutlich ist es das schnellste Beförderungsmittel hier. Und kosten tut es praktisch nichts, besser gesagt 3 Bolivianos pro Fahrt (40 Cent). Da bezahlt man in den Alpen für eine Einzelfahrt locker 15-20 Euro. Die Kabinen können bis zu acht Personen fassen und sehen genauso aus wie die, die man vom Skifahren her kennt. Die Fahrt vom Talkessel bis hinauf nach El Alto dauert gute 15 Minuten. Also genügend Zeit, um Fotos und Videos zu machen.
Am Vormittag schaue ich mir den Plaza Pedro Domingo Murillo und das anliegende Regierungsgebäude an. Nur wenig weiter davon entfernt ist der Aussichtspunkt "Killi Killi". Wirklich viele Sehenswürdigkeiten hat die Stadt nicht.
Das Sehenswerte sind die Menschen und die Kulturen. Nicht weit von meinem Hotel liegt die touristische "Witches"-Gasse. Dort reihen sich Souvenirgeschäfte massenweise aneinander. Und zu meiner Überraschung auch viele traditionell gekleidete, folkloristische Gruppen. Die spielen am heutigen Sonntag traditionelle bolivianische Musik mit Trommeln, Querflöten und Trompeten und ziehen alsbald durch die Stadt. Das hat so etwas von einem Faschingsumzug. Jedenfalls toll anzusehen.
Leider zieht der Himmel am Nachmittag wieder zu und es beginnt zu regnen. Ich ziehe mich in ein Café zurück.
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Montag, 24.11.2025 - an die Copacabana Boliviens (km 43324)
Frühstück gibt es im Hotel erst ab 7:30 Uhr. Ein frühes Wegkommen also unmöglich, es sei denn ohne "desayuno". Aber darauf will ich nicht verzichten. Außerdem stehen heute nur gut 150 km auf dem Programm. Ziel ist die Copacabana am Titicacasee. Die Stadt heißt tatsächlich so und dort soll sich auch ein Strand befinden. Empfohlen haben mir den Ort meine Bolivian Riders aus Santa Cruz.
Etwas Sorgen mache ich mir jedoch, wie ich wieder aus diesem riesengroßen Moloch von La Paz heil herauskommen soll. Den steilen Berg hinauffahren, den mich das Navi vorgestern heruntergelotst hat, will ich nicht nehmen. Wenn du dort anhalten musst, kommst du nicht mehr weg! Aber es gibt auch eine vierspurige Autobahn durch die Stadt. Und die führt in weitem Bogen den Berg hinauf. Bis zur Auffahrt muss ich mich aber wieder 20 Minuten lang mit den einheimischen Verkehrsteilnehmern "herumschlagen". Oben in El Alto angekommen, führt die Stadtautobahn noch 20 km weiter nach Norden bis zur Stadtgrenze. Und zu allem Überfluss ist die Spur stadtauswärts wegen Bauarbeiten ein ganzes Stück gesperrt. Eine Umleitung ist natürlich wie vorgestern nicht ausgeschildert. Also heißt es wieder, den anderen Autos, Minibussen und LKWs hinterherzufahren, teils über Stock und Stein. Aber auch das bringe ich hinter mich, und eine Stunde nach Abfahrt habe ich dann tatsächlich die Stadtgrenze erreicht. Nicht jedoch, bevor meine Papiere an einem Checkpoint überprüft werden.
Von jetzt an führt die Fahrt immer in nordwestlicher Richtung. Den Stadtverkehr habe ich glücklicherweise unbeschadet hinter mir gelassen. Nach weiteren 50 km kommt man schon an die Ausläufer des Titicacasees. Und weitere 20 km weiter liegt das Örtchen San Pablo de Tiquina. Von hier aus muss man mit der Fähre einen Kilometer übersetzen. Die Überfahrt kostet für Motorräder 25 BOB (4 Euro). Wer geglaubt hat, dass es hier moderne Fährschiffe gibt, hat sich getäuscht. Auch ich traue meinen Augen kaum, als ich diese übergroßen, motorbetriebenen Holzflöße sehe. Das wird abenteuerlich. Eigentlich wollte ich nicht da drauffahren, denn die Planken liegen nicht immer eng beieinander. Auf meinem Floß fährt gerade ein großer Reisebus auf. Und wenn der das schafft, sollte ich das auch können. Der Bootsjunge lotst mich sicher auf eine breite Holzplanke. Ich stelle die Yamaha auf den Seitenständer, bleibe aber vorsichtshalber sitzen. Ob ich da wieder runterkomme, ist eine andere Frage, denn umdrehen kann ich hier nicht, sonst bleibe ich zwischen den Planken stecken. Die Überfahrt ist etwas wackelig, aber der See ist ruhig. Am anderen Ufer muss mir der Bootsjunge helfen, mein schweres Moped rückwärts wieder vom Floß zu schieben. Auch das klappt gut.
Die letzten 20 km bis zur Copacabana sind einfach nur atemberaubend. Denn die Straße führt immer hoch über dem tiefblauen Titicacasee entlang. Ich muss öfter anhalten und Fotos machen und mich natürlich sattsehen an der tollen Landschaft.
Copacabana ist ein kleines Städtchen mit einer Sandbucht, schön gelegen zwischen kleineren Hügeln. Im Hostal Sol y Lago finde ich auch schnell eine schöne Unterkunft. Und weil ich noch viele BOBs übrig habe, gönne ich mir einen Bungalow oben am Hang mit Seeblick. Ein paar Stunden nach mir trudeln noch 3 andere junge deutsche Biker ein. Zwei Jungs und eine Frau auf einer 700er Tenere mit Münchner Kennzeichen. Das Mädchen fährt tatsächlich die komplette Route von Alaska bis Feuerland durch – alle Achtung!
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Dienstag, 25.11.2025 - auf nach Peru (km 43467)
Leider muss ich heute schon Abschied nehmen von diesem schönen Ort Copacabana am Titicacasee. Denn heute will ich den Sprung nach Peru schaffen. Die Grenze ist auch nur acht Kilometer von hier entfernt. Und viel los ist auch nicht. Die Immigration von Bolivien haut mir den Ausreisestempel in den Pass und im Nebengebäude kümmert sich eine junge, sehr nette Bolivianerin um den Zoll. Wie bei der Einreise, so muss auch beim Verlassen von Bolivien ein Online-Formular ausgefüllt werden. Der Link dazu und das WLAN werden gestellt. Mit mir reist ein Brasilianer mit einer KTM 990 Adventure mit. Als alle Grenzformalitäten erledigt sind, öffnet die junge Beamtin das Vorhängeschloss der Schranke und "entlässt" uns aus Bolivien.
Auch auf der peruanischen Seite dasselbe Spiel: erst Stempel rein in den Pass, Fingerabdrücke der rechten Hand abgeben und dann ab zum Zollcontainer. Dort nimmt der Zollbeamte meine Daten sowie die des Motorrads auf und trägt sie im Computer ein. Anschließend wird es zweifach ausgedruckt. Ich muss beide Formulare unterschreiben und zusätzlich den rechten Zeigefinger per Fingerabdruck abgeben. Das war's dann auch schon und ich bin zum ersten Mal im Leben in Peru!
Was mir jetzt noch fehlt, ist eine Versicherung für das Motorrad. Die heißt hier "SOAT". Ich dachte eigentlich, die bekomme ich hier an der Grenze. Die Beamten sagen, das geht hier nur online. Oder aber 100 km weiter in der Stadt Puno. Dort gibt es Banken und Agenturen, die das ausstellen können. Also beschließe ich, das dort vorzunehmen, wechsle noch etwas Bargeld in peruanische Soles um und fahre los.
Ich bin noch keine 30 km weit gekommen, da werde ich auch schon von der Polizei angehalten. Und natürlich wollen die außer meinem Pass und den Motorradpapieren auch die SOAT sehen – und die habe ich natürlich noch nicht. Da hilft es auch nicht, dass ich erkläre, die in Puno abzuschließen. Ich muss in den sauren Apfel beißen und umgerechnet 150 Euro "Multa" (Strafe) bezahlen, für die ich natürlich keine Quittung bekomme. Die Jungs stecken die Kohle in die eigene Tasche. Ohne die SOAT habe ich halt schlechte Argumente. Und ob die Höhe des Bußgeldes stimmt, kann ich natürlich nicht nachvollziehen.
Willkommen im Land der Korruption – Willkommen in Peru!
Eine Stunde später komme ich dann in Puno an. Die mittelgroße Stadt ist recht touristisch, weil sie direkt am Titicacasee liegt. Direkt in der Stadtmitte finde ich das Hostel Virgen de las Nieves, eine der Unterkünfte, die ich mir gestern notiert hatte. Übernachtung mit Frühstück für 14 US-Dollar. Und das Moped kann ich im Abstellraum direkt neben der Küche parken. Und in der gleichen Straße finde ich zufälligerweise gleich eine Agentur, die Versicherungen verkauft. Ich bekomme meine SOAT (leider 3 Stunden zu spät) für 15 Tage. Kostenpunkt ca. 15 Euro. Nicht weit davon ist ein Shop des Telekommunikationsanbieters Claro. Dort hole ich mir eine peruanische SIM-Karte fürs Handy. In der Stadt schaue ich mir die Basilika und den Mercado Central an. Anschließend marschiere ich noch die schweißtreibenden 1,5 km hoch zum Aussichtspunkt "Mirador el Condor". Hier thront ein überdimensional großer, stählerner Condor mit ausgebreiteten Flügeln über der Stadt.
Und in der Fußgängerzone der Stadtmitte schaue ich noch Champions League am Nachmittag an.
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Mittwoch, 26.11.2025 - von Puno nach Cusco (km 43854)
Mein nächstes Ziel in Peru ist die altehrwürdige Inka-Stadt Cusco in den Anden. Das sind exakt 388 km von Puno, also eine Menge Holz. Damit ich dort auch einigermaßen zeitig ankomme, um den (meist) nachmittäglichen Regen zu entgehen, will ich um 7 Uhr wegfahren. Frühstück gibt es ab halb sieben. Um sechs Uhr sattle ich die XTZ auf und bin abfahrtbereit. Als der Portier um halb sieben immer noch keine Anstalten mit dem Frühstück macht, beschließe ich, ohne wegzufahren.
Das macht auch Sinn, denn die Straßen sind jetzt noch relativ leer.
Am Stadtausgang sehe ich an einer Kreuzung einen Imbisskarren, von denen es sehr viele hier gibt. Und die ältere Peruanerin bietet auch so etwas wie Frühstück an: ich bekomme einen heißen Maistee und ein belegtes Käsebrötchen. 200 Meter weiter entdecke ich eine Polizeikontrolle. Die halten alle Fahrzeuge an, um die Papiere zu prüfen. Ich habe echt keinen Bock mehr, schon wieder abgezockt zu werden, und umgehe den Posten durch die Fahrt durch die angrenzende Siedlung.
Das mit Abstand Beste hier, im Vergleich zu Bolivien, ist, dass ich tatsächlich an allen Tankstellen Benzin bekomme! Aber der Preis scheint mir mit ca. 3,50 Euro doch sehr hoch zu sein. Bis ich bemerke, dass der nicht für einen Liter gilt, sondern für eine Gallone Benzin.
Die vierspurige Autobahn nach Cusco ist meist in sehr gutem Zustand. Eine Stunde später steht wieder eine Polizeikontrolle am Wegesrand. Das ist echt lästig hier, wie oft man kontrolliert wird. Der Polizeibeamte will aber lediglich meine Cédula sehen (paraguayischer Personalausweis) sowie die Papiere fürs Motorrad. Die Versicherung SOAT, die ich jetzt habe, interessiert ihn nicht. Und er macht keine Versuche, Geld aus mir herauszupressen, und lässt mich gleich weiterfahren – geht auch anders in Peru!
Nach der Mittagspause um 14 Uhr erreiche ich dann den Stadtrand der Großstadt Cusco. Leider zieht der Himmel zu und es beginnt leicht zu regnen. Da verziehe ich mich erst mal in ein Café. Eine halbe Stunde später lässt der Regen nach und das Navi lotst mich durch die Innenstadt in Richtung meines Hotels. Wieder ist Stop-and-Go im dichten Stadtverkehr angesagt. Und weil das Navi von Maps.me immer den kürzesten und nicht den besten Weg anzeigt, schickt es mich in eine enge Einbahnstraßengasse, steil den Berg hinauf. Die Straße ist aus arschglattem, rutschigem Kopfsteinpflaster. Aber die Yamaha bewältigt die Steigung problemlos. Nur anhalten darf ich hier keinesfalls. Auf einmal sehe ich ganz oben kurz vor der Kuppe eine ältere Limousine, die größte Probleme hat, die letzten Meter der Steigung zu bewältigen. Die rutscht schon leicht rückwärts und der Fahrer lässt die Kupplung schleifen, bis es qualmt. "Schei…" denke ich, wenn der weiterrutscht, rutscht der auf mich drauf, und vorbeikommen an dem kann ich nicht – ich MUSS halten! Es kam, wie es kommen musste. Ich halte an, rutsche auch zurück auf dem glatten Pflaster und das Moped kippt nach rechts um – wir liegen beide auf der Straße. Glücklicherweise helfen gerade ein paar Jungs dem Autofahrer, sein Gefährt über die Kuppe zu schieben. Mit Erfolg. Die rufe ich mir gleich, damit die auch mir helfen, die Yamaha aufzuheben und die 30 Meter den Berg hochzuschieben. Es ist nichts passiert, außer einer Prellung am Finger und des Zerkratzens des Tanks auf der linken Seite. Einen Kilometer weiter erreiche ich dann mein Hotel "Munay Nusta Cusco". Und weil die keinen eigenen Parkplatz haben, darf ich das Moped im Frühstücksraum abstellen – Toll!
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Samstag, 01.11.2025 - Ankunft in Asuncion und Choppfest 2025
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